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Schüler fragen US-Generalkonsul aus

Besuch hatte am Freitag die Plauener Rückert-Oberschule. Der Diplomat zeigte sich vielseitig interessiert.
VON THOMAS VOIGT

PLAUEN - Als der US-Generalkonsul Kenichiro (Ken) Toko in Begleitung von zwei Sicherheitsleuten im Treppenaufgang der Rückert-Oberschule stand, war die Lehrerschaft doch etwas aufgeregter als sonst. „Mein Puls ging nach oben“, gestand Katrin Herrmann. Ihre Schüler aus der Klasse 9a erwarteten den hohen Besuch aus dem Leipziger Konsulat bereits im Klassenzimmer. Anlass der Reise in die Spitzenstadt war unter anderem eine Ausstellungseröffnung am Freitagabend in den Räumlichkeiten des Vereins Colorido am Dittrichplatz. Es handelt sich um eine Wanderausstellung des United States Holocaust Memorial Museums. Nachdem der Diplomat, der seit 2020 das Amt des US-Generalkonsuls für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen innehat, den Raum betrat, merkte man auch den Schülern eine gewisse Anspannung an. Doch die war im Nu verflogen. Das lag in erster Linie an der ungezwungenen Art des US-Amerikaners, der aus New York City stammt. Nach ein paar lockeren Sprüchen war das Eis schnell gebrochen. In lässiger Pose setzte sich der Besucher auf eine der Schulbänke. Nun waren die Jugendlichen dran. Sie durften den bewanderten Polit-Experten, der bis zum Jahr 2017 stellvertretender Botschaftsrat an der US-Botschaft in Kiew war, alles fragen, was sie interessierte. Obwohl Ken Toko auch deutsch spricht, hatten die Schüler kein Problem damit, ihre Fragen englisch zu formulieren. Ohne Scheu kitzelten sie so manches aus dem Herrn im feinen Zwirn heraus. Unter anderem verriet der Konsul, dass er deutsches Essen mag, mehr Wasser als Bier trinkt und es mit den Fußballprofis von RB Leipzig hält. Unentwegt bohrten die Neuntklässler nach. Die Zeit verging wie im Flug. Bevor der seltene Gast seine Besuchertour im Vogtland fortsetzte, luden ihn die Lehrer noch zu einer Gesprächsrunde ein. Sie berichteten vom sozialen Umfeld im Stadtteil Haselbrunn inklusive des Büros der rechtsextremen Partei Der Dritte Weg. Man habe Zeiten erlebt, wo rechtsextreme Einflüsse an der Schule ein Thema waren. Diesbezüglich habe sich die Lage entspannt. Gesprochen wurde auch über den hohen Anteil von Schülern aus dem Ausland. Trotz unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturen gebe es wenig Konflikte. Im täglichen Miteinander würden sich zudem viele Chancen auftun. Als positive Beispiele wurden die beiden aus Syrien stammenden Schülersprecher genannt, die sich für andere stark machen. Gute Erfahrungen gibt es laut den Lehrern auch mit Schülerpatenschaften. In diesen Fällen kümmern sich leistungsstärkere Jugendliche um jene, die im Unterricht noch Nachholbedarf haben. Als aufgeschlossen und wissbegierig wird die aus Ukrainern bestehende Klasse wahrgenommen. Insgesamt wünscht sich Schulleiterin Silke Schwerdt mehr Unterstützung von außen. „Wir sind oft auf uns allein gestellt. In der Außenwahrnehmung unserer Schule kommt die Vielfalt meiner Meinung nach viel zu kurz.“ Bildtext: Schüler der Rückert-Oberschule plauderten im Schulhaus ganz ungezwungen mit dem Leipziger US-Generalkonsul Kenichiro Toko.

FOTO: THOMAS VOIGT

Quelle: FP 04.03.2023

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